„Alle sind willkommen“? – Sicherheitsgarantie für queere Menschen

 Anfang November kehrten Bundesinnenministerin Nancy Faeser und DFB-Präsident Bernd Neuendorf von einer „Inspektionsreise“ aus Katar zurück, bei der sie sich ein Bild von der Menschenrechtslage vor Ort machen und mit katarischen Politikern über Reformen sprechen wollten. Von dieser Reise brachte Nancy Faeser eine „Sicherheitsgarantie“ für queere Fans mit. Der katarische Premierminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani habe ihr zugesichert, dass queere Fans gefahrlos in das Land reisen könnten, obwohl Queerness dort unter Strafe steht. Bereits zuvor hatte der katarische Emir geäußert, alle seien in Katar willkommen, solange die katarische Kultur geachtet werde. Es ist jedoch fragwürdig, ob diese Sicherheitsgarantie tatsächlich ein Grund ist, auf die versprochenen Reformen Katars zu vertrauen.

Neben der Aussage des WM-Botschafters von Katar, Homosexualität sei ein geistiger Schaden und Kinder dürften keine schwulen Männer sehen, da sie sonst selbst schwul werden würden, gibt es weitere Dinge, die gegen baldige Reformen sprechen: In Katar werden Konversionstherapien staatlich gefördert. Infolgedessen werden queere Kataris systematisch von der „Strafverfolgungsbehörde für vorbeugende Sicherheit“ verfolgt und entführt, oft wochen- oder monatelang festgehalten und geschlagen. Außerdem müssen sich trans* Menschen einer erniedrigenden Genitalinspektion unterziehen.

Danach werden sie gezwungen, eine Konversionstherapie zu machen. Darunter versteht man eine „Therapie“, die dazu dient, einen Menschen heterosexuell zu machen. Es wird also, durch im Übrigen sehr schädliche Methoden, versucht, einem Menschen einen Teil der eigenen Identität zu entziehen. Konversionstherapien kommen aus einer Zeit, als man überall auf der Welt dachte, Homosexualität sei eine psychische Störung und müsse unter allen Umständen unterdrückt werden. Traurigerweise sind solche erniedrigenden und menschenverachtenden Methoden in nicht vielen Ländern tatsächlich verboten. Auch in Deutschland wurde erst 2020 ein Gesetz erlassen, dass Konversionstherapien bei Minderjährigen und nicht entscheidungsfähigen Erwachsenen sowie das Bewerben dieser Behandlungen verbietet.

Es ist also durchaus diskutierbar, ob Katar tatsächlich auch queere Fans willkommen heißt, oder ob diese Zusicherung nur gegeben wurde, um international nicht so schlecht dazustehen. Denn auch aktuell in den Stadien werden immer wieder Menschen von Sicherheitskräften aufgehalten, die einen Regenbogen als Zeichen gegen Katars queerphobe Politik tragen, und dürfen das Stadion teilweise gar nicht erst betreten. Die FIFA und Katar sollen nun von dem Kurs, Regenbogenfarben in den Stadien zu verbieten, abgekommen sein, wobei es dazu bisher keine einheitlichen Informationen gibt.


 Katja Hohe (K1)

Quellen:

https://www.youtube.com/watch?v=Yd8VMCFbEcs

https://www.youtube.com/watch?v=XJEfdMxwLZI

https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/thomas-hitzlsperger-katar-warum-nur/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzUzZmQ4YmEzLTExMWMtNGQ1Mi1iODExLTIzOGUwY2QxZjdkNw

https://www.dw.com/de/wm-gastgeber-katar-gibt-sicherheitsgarantie-f%C3%BCr-fans/a-63616390

https://www.sportschau.de/fussball/fifa-wm-2022/wm-2022-katar-erlaubt-regenbogenfarben-wm-stadien-100.html

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