Texttransformation nach dem Gedicht „Kindheit“ von Georg Trakl

Die folgende Arbeit entstand im vergangenen Schuljahr im Rahmen eines Unterrichtsauftrags, angefertigt von der Schülerin Katja Hohe. Es handelt sich um eine Texttransformation des Gedichts "Kindheit" von Georg Trakl, der in einen Prosatext umgeschrieben werden sollte. 

Bräunliche Grashalme wucherten über einen Pfad, in dessen Angesicht die Blätter der alten Bäume miteinander zu flüstern schienen. In der Ferne war der Klang des rauschenden Wassers in den Felsen zu hören, als sänge es ein Lied, dessen Töne nur allzu vertraut waren. Es war ein seltsamer Ort, der gleichsam Ruhe und Sehnsucht ausstrahlte, wie auch mit dunklen Fingern nach dir zu greifen schien. Im sanften Licht der herbstlichen Abendsonne war der Klageruf einer einsamen Amsel zu hören, der weit und klar über die Wiese schallte und den Wald, das Tal, die alten Häuser und den verfallenen Friedhof. Ein scheues Reh wagte sich hinter den Bäumen hervor, ein Hirte folgte der goldenen Sonne über die Hügel. Das Dorf schien zur Ruhe gekommen zu sein, lag friedlich und still im Tal. Sogar die Kirchenglocken waren verstummt. Doch in der bläulichen Herbstluft lag auch eine Schwere, die die Seele hin und wieder übermannte. Erinnerungen an Tränen aus längst vergangener Zeit, karge, kühle Zimmer, der Blick über den Friedhof. Verfallen lag er nun da und nur das leise Klirren eines Fensters störte die Ruhe der Toten. Doch es lag noch ein anderer Klang in der Luft, mehr Schein als Realität, der an das Stapfen von Schritten erinnerte, die ferner wurden und still. Die süßliche Melancholie von erzählten Legenden ließ innehalten und das Herz wurde wieder schwer. Die wunderbare Schönheit konnte nicht hinwegtäuschen über dunkle Jahre und Tage, an denen die Sonne nicht aufgegangen war. Und obgleich all dies einen Sinn zu ergeben schien, war er doch nichtig und bald im Winde verweht. Nur selten doch zeitweilig schien der Seele Erhellung gebracht, wenn sie frohe Menschen dachte und dunkelgoldene Frühlingstage.



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