Rassismus – Nur in den USA ein Thema?

„Ich kann nicht atmen“, sagte er. „Ich kann nicht atmen.“ Er flehte um Rettung und rief nach seiner Mutter. Immer wieder. Überall um ihn herum standen andere Polizisten, aber keiner schritt ein. Neun Minuten lang quälte der Officer ihn, indem er ihm mit dem Knie auf seinem Hals die Luft abdrückte. Dann verlor Floyd das Bewusstsein. Ein Krankenwagen kam und brachte ihn weg. Kurz darauf verstarb er im Krankenhaus. Gegen den Officer läuft ein Strafverfahren wegeMord dritten Grades. Das bedeutet, der Mord geschah nicht bewusst. Das Opfer wurde aus Versehen umgebracht und die Tötung war nicht beabsichtigt. Wie kann es denn nicht beabsichtigt sein, jemandem bei vollem Bewusstsein neun Minuten lang mit dem Knie die Luft abzudrücken? Wie konnte der Officer nicht wissen, dass diese Technik zum Tod führen kann? Es deutet doch alles darauf hin, dass dieser Mord beabsichtigt war oder zumindest, dass es den Täter nicht interessierte, ob die Person bei seiner Handlung stirbt oder nicht. Und trotzdem läuft gegen den weißen Polizisten ein Verfahren wegen Mord dritten Grades? Leider ist so etwas in den USA keine Seltenheit. Täglich sterben dort Menschen durch rassistische Polizeigewalt. Die USA sind geprägt von Rassismus und Diskriminierung und das einzige, was Donald Trump dazu zu sagen hat, ist, dass so etwas wie es George Floyd widerfahren ist, nie wieder vorkommen wird. Ist das denn glaubwürdig?  

Rassismus ist aber nicht nur in den USA ein Problem. Auf der ganzen Welt passieren täglich solche Dinge. Und nur, weil man in Deutschland nicht gleich umgebracht wird, heißt das nicht, dass es Rassismus in Deutschland nicht gibt. Menschen mit dunkler Haut werden diskriminiert, indem man sich im Bus von ihnen wegsetzt, indem man im Kleidergeschäft ein besonderes Auge auf sie hat, indem man sie offen auf der Straße beleidigt und indem man ihnen einfach nicht die gleichen Rechte zuspricht wie weißen Menschen. Denn so ist das auf dieser Welt. Vielleicht wird einmal der Tag kommen, an dem wir sagen: Mein Leben zählt genauso viel wie das Leben meiner indischen Nachbarin und meiner Bekannten aus Nigeria, genauso wie das meines Anwalts aus Vietnam und das meiner Pfarrerin aus dem Iran. Aber heute, im 21. Jahrhundert, ist das nicht so. Heute sagt man: Ich sehe anders aus als du, weil meine Haut heller ist als deine. Also muss ich auch besser sein als du, weil hier in Deutschland jeder so aussieht wie ich. Aber letztendlich bluten wir doch alle in der gleichen Farbe. Dann ist es doch auch nur logisch, dass es immer gleichermaßen schlimm ist, wenn ein Mensch verletzt oder getötet wird. Egal wie man aussieht. Aber so ist es nicht und vielleicht wird es auch nie so sein. Aber es reicht nicht, nicht für Rassismus zu sein. Wir müssen zeigen, dass wir GEGEN Rassismus sind. Denn hier geht es um Menschenleben. Und jedes Menschenleben ist gleich viel wert und muss geschützt werden. Ich persönlich möchte nicht jeden Abend, wenn es dunkel wird, Angst haben müssen, dass meine indische Freundin in irgendeiner Weise verletzt wird, weil sich im Herzen eines weißen Menschen so viel Hass gegen jemanden angestaut hat, der dunklere Haut hat. Aber so ist es und wird sich erst ändern, wenn ich sagen kann, dass in Deutschland absolute Gleichberechtigung herrscht.  

Eigentlich müssten wir alle mit verbundenen Augen durch die Welt laufen, um jeder Person mit der gleichen Liebe und dem gleichen Respekt zu begegnen. Denn Rassismus beginnt schon in einem viel kleineren Kreis, als wir denken. In der Grundschule war es immer der Hit, wenn jemand einen „hautfarbenen“, also einen beigen Buntstift hatte. Einmal wurde ich gefragt, ob ich einen solchen Stift habe. Ich fragte zurück: „Welche Farbe ist denn die Hautfarbe?“ Und die Person antwortete: „Na, die Beige.“ Und ich sagte, die Hautfarbe könne aber doch auch eine andere sein, zum Beispiel dieser braune Stift oder jener etwas Dunklere. Da ging dem Kind auf, dass Haut nicht nur eine einzige Farbe haben kann. Gott hat uns doch nicht so vielfältig geschaffen, damit wir einander hassen. Er hat uns so gemacht, damit wir sehen, dass wir, obwohl wir unterschiedlich aussehen, im Innern alle die gleichen Eltern haben und alle gleich sind. Wir leben alle auf der gleichen Erde und setzen unsere Füße auf den gleichen Boden. Warum können wir uns dann nicht einfach lieben? Warum müssen wir immer einen Grund suchen, Menschen zu hassen? Sogar ein kleines Kind weiß heutzutage, was Rassismus ist. Im Internet gibt es Videos, in denen kleine Kinder sich als hässlich bezeichnen, weil sie dunklere Haut haben als andere. Wenn ein Weißer einen Schwarzen tötet, dann war es ein Unfall. Wenn ein Schwarzer einen Weißen tötet, dann war es ein brutaler Mord. Wenn ein Christ einen Muslim verletzt, dann war auch das ein Unfall. Wenn ein Muslim einen Christen verletzt, dann war es eine terroristisch motivierte Tat. So denken die Menschen in Deutschland. So denken die Menschen in den USA. Aber Rassismus ist nicht angeboren. Kein Baby kommt mit dem Gedanken auf die Welt, dass es besser ist als jemand mit dunkler Haut. Rassismus wird anerzogen. Vielleicht bewusst von Eltern, die sich vor Menschen mit dunkler Haut fürchten, weil sie anders aussehen, als Menschen, die ursprünglich aus Deutschland kommen. Vielleicht aber auch ganz unbewusst. Aber wann fangen wir endlich an, zu verstehen, dass niemand uns dazu zwingt, Menschen in verschiedene Gruppen einzuteilen? Wann verstehen wir endlich, dass wir im Innern alle gleich sind? Es steht in unserem Grundgesetz, dass niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens und seiner religiösen oder politischen Ansichten benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Warum halten wir uns dann nicht einfach daran?  

Es ist das Leitbild unserer Schule: Gebildet – weltoffen - mitmenschlich. Das sagt über unsere Schule aus, dass Rassismus nicht geduldet wird. Deshalb finde ich, dass wir dem gerecht werden und ein Zeichen gegen Rassismus setzen sollten. Auch wenn es in der Coronazeit schwierig ist, eine Aktion zu organisieren, müssen wir einen Weg finden, auf Rassismus aufmerksam zu machen. Wir müssen zeigen, dass wir zusammenstehen und so etwas nicht dulden. Wir müssen anfangen, uns gegenseitig zu lieben, anstatt uns immer nur zu hassen und blind vor Hass durch die Welt zu laufen. Wo ist die Liebe geblieben?  

#Blacklivesmatter #nojusticenopeace #webleedthesamecolour #whereisthelove? 


Text: Katja Hohe (8c) 

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