Multitasking – ich dachte, es sei einfacher - All together now (5)
Nicht nur für uns Schülerinnen und Schüler ist die momentane Situation eine Umstellung und Herausforderung , auch für Eltern, Lehrkräfte und generell alle Berufstätigen. Wir möchten deshalb ein großes Dankeschön an all die Lehrerinnen und Lehrer aussprechen, die im Moment ihr Bestes geben, um uns das Lernen trotz allem leichter zu machen, die sich um Videokonferenzen kümmern, Lernplattformen einrichten und versuchen, den Unterricht weiterhin ansprechend zu gestalten. Danke auch an die Sekretärinnen, die fleißig im Hintergrund werkeln und dafür sorgen, dass alles gut läuft, und nicht zu vergessen auch ein Dankeschön an die Schulleitung, die im Moment ebenfalls alle Hände voll zu tun hat, und alles dafür gibt, uns Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. DANKE!
Uns hat ein Text erreicht, der dieses Mal nicht von einer Schülerin oder einem Schüler aus der AG stammt, sondern von einer Lehrkraft des EGD. Es ist ein Ausschnitt aus dem Tag einer Lehrerin und Mutter und soll den Mamas und Papas gewidmet sein, die
zu Hause arbeiten (sollten) und gleichzeitig ihre Kinder betreuen
müssen.
Viel Spaß beim Lesen!
Es ist 8 Uhr morgens. Ich gebe zu, dass ich in der
„Zwangspause“ etwas später in den Tag starte als sonst. Ausgeschlafen, gut
gefrühstückt, mit den eigenen Kindern deren Aufgaben kurz besprochen und mit einem
Kaffee bewaffnet, setze ich mich an den Schreibtisch. Was steht an? Die
Aufgabenblöcke für die Klassen sind für die nächste Woche soweit
fertiggestellt, fehlt eigentlich nur noch die Zusammenstellung der
Lösungshinweise, die per E-mail an die Schülerinnen und Schüler herausgehen
sollen. „Ach“, so denke ich mir… „ich warte mal noch ab, bis ich alle Aufgaben
der Klasse zurückerhalten habe.“ Deswegen mache ich mich an die Korrektur der
bereits erhaltenen Schüleraufgaben und meine Klausuren… die liegen da auch
noch.
„Mama, ich versteh´ da was nicht.“ Ich blicke in ein müdes
und demotiviertes Kindergesicht und einige ungelöste Multiplikationsaufgaben,
die Zahlenlücken in der Aufgabenstellung haben. „Was verstehst du denn nicht?“,
frage ich etwas ungeduldig, wollte ich doch gerade noch meinen Rotstift
schwingen. „Ich weiß nicht, was da rein muss.“, jammert mein Viertklässler-Sohn
weiter. Nach etwa einer halben Stunde sind alle Aufgaben erklärt und fast
errechnet. 9 Uhr – es kann weiter gehen.
„Mama, ich bin fertig!“, meine Erstklässler-Tochter steht
zufrieden vor mir, um mir stolz die Wörter zu zeigen, die ein „f“ enthalten.
„Schön!“, lobe ich sie. „Was soll ich jetzt machen?“, fragt sie. Wieder etwas
ungeduldig ermahne ich sie, dass wir doch besprochen hätten, was als Nächstes
anstünde. Sie geht. Fast 10 Uhr, der Kaffee ist kalt. Ich schlurfe an die
Kaffeemaschine. Es klingelt, die Post bringt ein Paket. Das mache ich später
auf, denn schließlich möchte ich ja weiterarbeiten…. Kaffee? Ach ja…. Lecker!
„Mama“, höre ich es hinter mir. Ich schließe langsam die
Augen, atme tief durch und drehe mich um. „Mama, ich brauch dich“, sagt eine
Kinderstimme bestimmt. „Warum?“, frage ich bewusst freundlich. „Ich weiß nicht,
was ich da machen muss.“ „Hast du dir durchgelesen, was zu tun ist?“ Ich merke,
wie mein Sohn über diese Frage nachdenken muss. Schnell sage ich, dass er es
nochmal lesen und mir dann sagen solle, was er nicht verstehe. Gesagt, getan.
Und doch gehe ich mit ihm hoch an seinen Schreibtisch. Fast 11 Uhr. Wo steht meine Kaffeetasse?
Und doch gehe ich mit ihm hoch an seinen Schreibtisch. Fast 11 Uhr. Wo steht meine Kaffeetasse?
„Können wir jetzt eine Pause machen?“ Ab in den Garten. Die
Kinder spielen und schlagen sich zur Abwechslung mal nicht die Köpfe ein. Ich
versuche mich wieder an meinen Korrekturen. „Pling“ - eine Nachricht meiner
Schüler. Der nächste Rückläufer ist angekommen. Ich beantworte jede E-mail, um
meine Präsenz und Wertschätzung zu zeigen. Drucken, auf den Stapel. Ich nehme
wieder meinen Rotstift in die Hand. „Pling“ - diesmal ein „Spaßvideo“ eines
Kollegen. Ich lache, leite es direkt mal weiter. Mit Humor lässt sich so manche
Krise besser ertragen. Fast 12 Uhr. Der Kaffee landet im Ausguss. Ich mache
Mittagessen. Und meine Klausuren… die liegen da auch noch.
Nach dem Mittagessen werden die anstehenden Aufgaben meiner
Kinder besprochen, ich kontrolliere das bereits Erledigte meiner Kinder, weil
ich nicht die Hoffnung habe, dass das bei der Aufgabenmenge jemals alles
angeschaut wird. Fast 13 Uhr. Und meine Klausuren… die liegen da auch noch.
Nachdem die Kinder alle wieder in ihre Zimmer verschwunden
sind, mache ich mich schließlich doch an die Zusammenstellung der
Lösungshinweise und verfasse eine E-Mail für den Klassenverteiler. „Mama?“.
„Ich kann jetzt nicht!“, mein Ton wird schärfer. „Kannst du nochmal kurz
kommen?“ „Ich kann jetzt nicht!“ „Bitte!!!!“, bettelt mein Sohnemann weiter.
„Nein, ich muss das JETZT fertig machen. Warte bitte einen Moment. Dann komme
ich!“, bringe ich zähneknirschend hervor. Langsam bin ich wirklich genervt! Ich
habe das Gefühl, dass ich nichts geschafft bekomme, dafür kann ich die
schriftliche Multiplikation jetzt sowas von rückwärts. Schließlich schlurfe ich
resigniert meinem Sohn hinterher, der meine Hilfe bei einer Buchpräsentation
braucht. Und meine Klausuren… die liegen da auch noch.
Fast 15 Uhr. Ich habe endlich die E-Mail verschickt und
hoffe, dass meine Klasse damit klar kommt. Ich bin dann doch so gut wie fertig
mit der Durchsicht aller Rückläufer-Aufgaben. Endlich schlage ich die ersten
Seiten der nächsten Klausur auf… „Mamaaaaa? Ich brauche Kleber.“ „Dann hol dir
welchen.“ Mein freundlicher Mutterton hat sich endgültig verabschiedet. „Wo
denn?“ „Oh Mann, der Kleber ist da, wo er immer ist. In der
„Gruschdel“-Schublade.“ Meine Stimme ist jetzt lauter. „Aber ich sehe ihn
nicht.“ Ich bin müde und genervt, gebe den Kleber, der sich unter Tesa und
Schere versteckt hatte und mit einem Handgriff hätte gefunden werden können,
meinem Sohn. Im gleichen Atemzug brülle ich nach oben, dass die Hörspiel-CD
auch etwas leiser gehört werden könnte und mache mir einen Kaffee. Und meine
Klausuren… die liegen da auch noch.
„Ich habe Hunger. Kriegen wir Süßis?“ Ich starre die beiden
einfach nur missmutig an, verspreche ihnen, etwas zu richten und ermahne sie
aber, dass sie noch ihre Instrumente üben müssten, während sie schon hinaus in
den Garten hüpfen. Ich muss zugeben, dass ich froh um den Garten, den Bach, das
Trampolin und die Straßenkreide bin. Den Rest des Tages bleibe ich leider
permanenter Ansprechpartner, wenn irgendetwas fehlt. Auch als beide klatschnass
vor der Tür stehen, weil sie doch beide wieder in den Bach gefallen sind, und
ich damit beschäftigt bin, die 3. Waschmaschine an diesem Tag anzustellen und
mit Fell gefütterte Gummistiefel mit Zeitungspapier wieder trockenzulegen,
nehme ich mir fest vor, nicht komplett auszurasten, sondern mir einen Kaffee
aus der Maschine zu lassen. Und meine Klausuren… die liegen da morgen auch
noch.
Ein Erfahrungsbericht einer Lehrerin und Mutter
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