Chemieunterricht per Videokonferenz – All together now (2)
Unterricht in
Zeiten von Corona - Ein Erfahrungsbericht
Freitagmorgen, 9 Uhr in
der Früh. Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Chemie sind mit
ihrem Lehrer Herrn M. auf „Zoom“ zum Unterricht verabredet. „Zoom“ ist eine
Website, über die man Videokonferenzen veranstalten kann.
Nachdem die
technischen Probleme mehr oder weniger gut gelöst wurden, und alle im
virtuellen Klassenzimmer, dem „Zoom-Raum“, angekommen sind, können wir
loslegen. Vor ihren Laptops, Computern oder Handys sitzend sehen einige noch
etwas verschlafen aus, aber im Vergleich zu unserer normalen Unterrichtszeit
(Freitagmorgen um halb acht in Emmendingen) sind wir alle halbwegs wach. Zumal
wir dieses Mal nicht vorher die weite Reise mit Bus und Bahn nach Emmendingen
auf uns nehmen mussten. Theoretisch hätten wir im Bett liegen bleiben können und
von dort aus Chemie machen😉.
Das Thema ist heute Säure-Base-Titration.
Zuerst sollen wir uns ein Video dazu anschauen, dann gehen die Fragen von Herrn
M. an uns los und wir fragen eifrig zurück, weil wir es irgendwie doch nicht so
ganz verstanden haben. „Zoom“ bietet die Funktion, den Bildschirm mit den
anderen Konferenzteilnehmern zu teilen, sodass wir sehen können, was Herr M. am
Laptop schreibt oder auf was er in geöffneten Dokumenten zeigt, während er
redet. Es folgen weiter Erklärungen über Erklärungen und einige Fragen.
Was dabei alles für
Probleme und Hindernisse auftreten können:
- Laut zwitschernde Wellensittiche einer Schülerin (-> nerviges Hintergrundgeräusch)
- Der Unterricht muss unterbrochen werden, damit die Wellensittiche allen gezeigt werden können.
- Die Kaffeemaschine des Lehrers macht Lärm.
- Schüler, die miteinander reden, während Herr M. versucht, jemand anderem etwas zu erklären. Irgendwann versteht man kein Wort mehr.
- Schüler, die einfach aufstehen und aus dem Bild laufen, um ihr Müsli-Schälchen wegzuräumen.
- Der Lehrer wird abgelenkt, weil eine Kollegin dem „Zoom Meeting“ beitreten will und er deshalb mit ihr telefoniert, der ganze Kurs fängt natürlich an zu schwätzen.
- Geschwister, die plötzlich im Bild auftauchen, weil sie etwas von ihren großen Geschwistern wollen.
Zum Schluss wird diskutiert, wann man sich das nächste Mal
trifft. Neun Uhr war für die meisten eindeutig zu früh. Wir einigen uns auf
zehn Uhr. Nach der Physik-Konferenz, die bereits um acht Uhr stattfindet… 😉
Das erste Mal Unterricht auf diese Art und Weise war
gewöhnungsbedürftig. Dennoch auf jeden Fall besser, als sich den ganzen Stoff
nur durch Arbeitsblätter und Lesen von endlos langen Texten im Buch anzueignen,
gerade in den Fächern, in denen man viele Stunden hat. Außerdem kann direkt
nachgefragt werden – und zwar so lange, bis man es dann hoffentlich verstanden
hat. Immer mehr Lehrer greifen auf diese Methode in Zeiten von Corona zurück.
Schule wird mobil – verlegt ins Internet, sei es durch „padlets“, eine Art
digitale Pinnwand, über die Arbeitsaufträge gestellt werden können, aber auch
sonst mit dem Fachlehrer kommuniziert werden kann, oder eben durch
Videokonferenzen. Trotzdem ist bestimmt der Großteil der Lehrer und Schüler
froh, wenn der normale Schulbetrieb irgendwann wieder aufgenommen wird.
Text: Leah Schlenk, K1
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